Rachenmandeln werden in der Fachsprache als Adenoide Vegetationen oder kurz als Adenoide bezeichnet. Auch Rachenmandelhyperplasie oder Rachenmandelwucherungsind geläufige Bezeichnungen. Umgangssprachlich wird manchmal der Begriff Rachenpolypen verwendet. Dies ist jedoch irreführend, da es sich nicht um Polypen (Gewebewucherungen) im eigentlichen Sinne handelt, sondern um eine Vergrößerung der Rachenmandel selbst.
Welche Symptome und Folgeerkrankungen können auftreten?
Eine vergrößerte Rachenmandel an sich ist keine Krankheit und kommt insbesondere im Alter zwischen zwei und sechs Jahren sehr häufig vor. Der Platz im Nasen-Rachen-Raum ist in der Kindheit jedoch relativ beengt. Eine Wucherung der Rachenmandel kann daher leicht zu einem Missverhältnis führen und unterschiedliche Beschwerden machen.
Erschwerte Nasenatmung
Eine vergrößerte Rachenmandel verlegt den Nasen-Rachen-Raum und führt zu einer Behinderung der Nasenatmung. Die Nase erscheint dauerhaft verstopft. Die betroffenen Kinder entwickeln eine nasale Sprache, leiden oft unter unruhigem Schlaf und schnarchen. Unter Umständen kann es sogar zu Atemaussetzern (Schlafapnoe) kommen. Die Kinder sind oft tagsüber müde, unkonzentriert und weniger leistungsfähig. Auch der Appetit ist häufig vermindert.
Die verlegte Nase bewirkt, dass die Kinder hauptsächlich durch den Mund atmen. Dadurch ergibt sich ein typischer Gesichtsausdruck mit permanent geöffnetem Mund und sichtbarer Zunge, der auch als „facies adenoida“ bezeichnet wird. Er ist häufig wegweisend für die Diagnose einer Rachenmandelvergrößerung.
Langfristig können durch die permanente Mundatmung Kiefer- und Zahnfehlstellungen entstehen. Zudem werden die Schleimhäute der oberen Atemwege ausgetrocknet, und die Filterfunktion der Nase entfällt. Die Anfälligkeit für Infekte im Bereich des Nasen-Rachen-Raumes und des Bronchialsystems (z.B. Sinusitis, Bronchitis) ist dadurch erhöht.
Verlegung der Tuba auditiva
In der Nähe der Rachenmandel befindet sich der Verbindungsgang zwischen Rachen und Ohr, die Eustachische Röhre oder Tuba auditiva. Eine Wucherung der Rachenmandel kann diese Verbindung verlegen. Dadurch wird das Mittelohr nicht mehr richtig belüftet, und es entsteht ein Unterdruck, wie man ihn z.B. vom Fliegen kennt. Ohrenschmerzen sind die häufige Folge. Zudem haben es Krankheitserreger aus dem Nasen-Rachen-Raum leichter, in das Mittelohr einzudringen, und die betroffenen Kinder sind anfälliger für Mittelohrentzündungen.
Durch den dauerhaften Unterdruck sammelt sich mit der Zeit Flüssigkeit hinter dem Trommelfell an, und es entsteht ein sogenannter Paukenerguss. Dadurch können Trommelfell und Gehörknöchelchen nicht mehr ausreichend schwingen – eine Hörminderung (Schallleitungsstörung) ist die Folge. Wird diese im Kleinkindalter über eine längere Zeit nicht bemerkt, können Sprachentwicklungsstörungen auftreten.
Allgemein lässt sich sagen: Je jünger das Kind, umso schwerwiegender sind die Auswirkungen einer Rachenmandelhyperplasie. Im Erwachsenenalter ist die Rachenmandel normalerweise so weit zurückgebildet, dass sie keine Beschwerden mehr machen kann.






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