Die Massenmorde und Deportationen im Osmanischen Reich hatten unterschiedliche Voraussetzungen und Gründe. Der armenische Völkermord von 1915 wurde durch die ungleiche Stellung der Armenier selbst und der ethnisch türkischen Mehrheit des Landes verursacht. Die Bevölkerung wurde nicht nur aus nationalen, sondern auch aus religiösen Gründen diskreditiert. Die Armenier waren Christen und hatten ihre eigene unabhängige Kirche. Die Türken waren Sunniten.
Die nicht-muslimische Bevölkerung hatte einen Winterstatus. Personen, die unter diese Definition fielen, durften weder eine Waffe tragen noch vor Gericht als Zeugen auftreten. Sie mussten hohe Steuern zahlen. Die Armenier lebten zum größten Teil in Armut. Sie waren hauptsächlich in der Landwirtschaft auf ihrem Heimatland tätig. Der Stereotyp eines erfolgreichen und gerissenen armenischen Geschäftsmannes usw. war jedoch unter der türkischen Mehrheit weit verbreitet. Solche Etiketten haben den Hass der Öffentlichkeit auf diese ethnische Minderheit nur noch verstärkt. Dieser komplexe Zusammenhang kann mit dem damals in vielen Ländern weit verbreiteten Antisemitismus verglichen werden.
In den kaukasischen Provinzen des Osmanischen Reiches verschlechterte sich die Situation auch deshalb, weil diese Gebiete nach den Kriegen mit Russland von muslimischen Flüchtlingen überfüllt waren, die aufgrund ihrer Alltagsschwierigkeiten ständig in Konflikt mit den örtlichen Armeniern standen. Auf die eine oder andere Weise war die türkische Gesellschaft aber in einem Zustand der Aufregung. Sie war bereit, den bevorstehenden Völkermord an den Armeniern (1915) zu akzeptieren. Die Gründe für diese Tragödie waren tiefe Spaltungen und Feindseligkeiten zwischen den beiden Völkern. Es brauchte nur einen Funken, um ein großes Feuer zu entfachen.






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